„Intentional Forgetting in Organisationen" das DFG Schwerpunktprogramm 1921 - die zweite Phase (2020-2023)

Sowohl im Kontext von Produktionsprozessen als auch in der Verwaltung von Organisationen sind Prozess- und Routineveränderungen an der Tagesordnung. Sie stellen jedoch Organisationen immer wieder vor Herausforderungen bei der Bewältigung. Hier unterstützen die Ergebnisse der Forschung des SPP 1921 Organisationen konkret dabei, wie nicht mehr relevantes Wissen, nicht mehr relevante Prozesse und Routinen intentional vergessen werden können, um die Anwendung des Neuen, des Relevanten nicht mehr zu erschweren, bzw. konfliktfrei zu ermöglichen.

Acht interdisziplinär aus den Bereichen der Kognitions-, Arbeits- und Organisationspsychologie, Kognitionswissenschaften, angewandten und Wirtschaftsinformatik sowie den Ingenieuswissenschaften besetzten Forschungstandems
fokussieren innerhalb des SPP 1921 ihre Forschung nicht nur auf die Unterstützung und willentliche Gestaltung menschlicher Vergessensprozesse auf individueller und Teamebene, sondern beschreiben, erfassen, systematisieren, formalisieren und untersuchen Mechanismen und Methoden, wie Organisationen und (intelligente) Informationssysteme, soziotechnische Systeme, vergessen können.
Seit 2020 werden die Erkenntnisse aus der ersten Förderphase (2016 – 2019) mit dem Schwerpunkt auf die Erforschung grundlegender Mechanismen des Vergessens, in praktische Anwendbarkeit im Arbeits- und organisationalen Kontext insbesondere in der Produktion und Verwaltung übertragen.

Hierbei beantworten die Forschungsteams folgende Fragen:

- Wie sehen selbstorganisierende "vergessende" Mensch-Maschine-Systeme aus?
- Wie werden Prozesse und Strukturen mit vergessenden Informationssystemen gestaltet?
- Welche Möglichkeiten bietet ein Vergessensmechanismus im Sinne von Chancen und Risiken, der in Informationssysteme implementiert ist?
- Inwieweit verschafft das Vergessen der Organisation Zeit um auf veränderte Umfeld Bedingungen zu reagieren?
- Wie kann das Vergessen bei der Bewahrung des organisationalen Kerns helfen?
- Wie kann bei der Synthese neuer Lösungen in Entwicklungsprozessen das gezielte Vergessen von Wissen genutzt werden?
- Inwiefern führt das Vergessen zu besserer Anpassung in volatilen Umgebungen?
- Wie führen diese Wirkungen auf organisationaler Ebene zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen?

Untersucht werden mögliche kognitive Entlastungen der arbeitenden Menschen, aber auch die Voraussetzungen für Vertrauen in Technologien, genauso wie die Gestaltung und Implementierung von Vergessensmechanismen in (intelligenten) technischen Systemen, die über keine natürlichen Vergessensmechanismen verfügen.
Dabei bestehen die Ergebnisse in der Erarbeitung von Design-, Gestaltungs- und Management Empfehlungen, in der Entwicklung von Software oder Prototypen. Konkret entwickelt werden z.B. Empfehlungen zur Berücksichtigung im Change-Management, Instrumente zur Zustandsanalyse und Gestaltung sozio-digitaler Funktionsteilung, Suchmaschinen, die vergessen können, Softwareassistenten, die bei der Löschung und Archivierung von Daten unterstützen, persuasive Systeme, die unterstützen Gewohnheiten zu vergessen.
Anschauen und ausprobieren kann man die einzelnen Entwicklungen im Rahmen eines Anwendungs-Workshops im Sommer 2023.

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer: 317950545, Bewilligung KL2207/5-2.



Poster des Abschlusskolloquiums SPP 1921.